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Donnerstag, 24. Oktober 2008Aki Takase - piano Freitag, 25. Oktober 2008Nguyên Lê - gitarre Samstag, 26. Oktober 2008Jean-Louis Matinier - accordeon | |||||
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Eine persönliche EinladungAuch in diesem Jahr widmet sich das Weltmusikfestival grenzenlos einem regionalen Thema und spiegelt es durch die Einladung internationaler Künstler wider. Anfang August 1908 kamen Wassily Kandinsky und Gabriele Münter das erste Mal nach Murnau und blieben, Kandinsky einige Jahre, Münter mit einer Unterbrechung für ihr ganzes Leben in dem kleinen Ort. Münter, Malerin, Deutsche, unverheiratet, weitgereist und eloquent, Kandinsky, Maler, Russe, verheiratet, stets anspruchsvoll und elegant, sie beide begegnen einem Ort, der schon Jahre zuvor von Fremden als Zweitwohnsitz und Feriendomizil entdeckt wurde, der sich den Anregungen öffnete, die diese Menschen mitbrachten und der so an Leichtigkeit und Weltläufigkeit gewann. Aber zugleich waren hier auch schon jene Ressentiments gegenüber Fremden, Unkonventionellen zu finden, die den Ort später als "Hochburg des Nationalsozialismus" kennzeichneten - Hitler redete ja schon 1923 viel bejubelt in Murnau und besuchte häufig seinen dort wohnenden Wirtschaftsexperten Gottfried Feder. Für Kandinsky, der Deutschland bald verlassen musste, war Murnau eine kurze, aber wichtige persönliche und künstlerische Episode. Für Münter wurde es mehr Rückzugsort, an dem sie das Leben ertragen lernte, da es die Härten des Alltages zu meistern galt. Sie rettete vor den örtlichen Nationalsozialisten hunderte Bilder des Mannes, der die wichtigste Inspiration und zugleich größte Enttäuschung ihres Lebens war. Die Bilder sind heute in München im Lenbachhaus zu sehen. Unschätzbar ist der Wert, der daraus für uns erhalten blieb - und Münters Haltung und Tat, ungeachtet aller ihrer persönlichen Verletzungen, zeigen ihr großes, kluges Verständnis für die Bedeutung dieser Kunst für die Welt. Das Schicksal von Wassily Kandinsky, aber vor allem von Gabriele Münter in Murnau vor diesem Hintergrund ist noch zu beschreiben, ohne falsche und geschichtsverfälschende Zurückhaltung gegenüber den noch allzu dunklen Seiten des Ortes und den damaligen Protagonisten, wie auch ohne falsche Glorifizierung der damaligen Zeit im Dienst touristischer Marketing-Interessen. Der künstlerische und menschliche Austausch des Malerpaares wird nun beim Festival "grenzenlos - allein zu zweit" zum Anlass genommen, der im Glücksfall des Gelingens wohl intensivsten Form der Inspiration Raum zu geben: dem Dialog.Erleben Sie jeweils musikalische Paare, die, jeder für sich aber auch mit ihren Partnern, durch ihre Innovationskraft die Welt der Musik erweitert haben. Erleben Sie diese Ausnahmemusiker "allein zu zweit" auf der Bühne beim Drahtseilakt des künstlerischen Zwiegesprächs. Das Festival versteht sich so als eine Verbeugung vor Gabriele Münter und Wassily Kandinsky und deren Mut, neue Wege einzuschlagen - in einem Umfeld, das einerseits für sie inspirierend war und ihnen andererseits skeptisch bis ablehnend gegenübertrat. Ihr Thomas Köthe |
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24. Oktober 2008 25. Oktober 26. OktoberAki Takase & Alexander von SchlippenbachWeltmusikfestival "grenzenlos" Murnau 2008 "allein zu zweit" Absolut Improvisation könnte das Motto von Aki Takase und Alexander von Schlippenbach lauten, die an zwei Flügeln das Weltmusikfestival "grenzenlos" im Kultur- und Tagungszentrum eröffneten. Der 70-jährige Schlippenbach und seine zehn Jahre jüngere Frau zählen seit den 1970er Jahren zu den produktivsten Vertretern der zeitgenössischen Free-Jazzszene. In Murnau zeigten sich die beiden als stilistisch gegensätzliches Paar, dass nicht über Harmonien miteinander kommuniziert, sondern sich gegenseitig provoziert und immer wieder mit Zitaten, Verfremdungen, integrierten Motiven und offen gelegten Emotionsschüben anstachelt, so dass die beiden Musiker in chromatisch differenzierte Klangräume abdriften. "Zankapfel" heißt eine Komposition der japanischen Avantgarde-Pianistin, die dieses dekonstruktivistische Spiel auch verbalisiert. Der Dekonstruktivismus hat nicht nur in der Architektur, sondern auch als Philosophie die Funktion, althergebrachte Strukturen aufzulösen, teilweise in ihren Fragmente zu belassen oder wieder neu zusammenzusetzen. Dabei liegen der Reiz und damit die Verteilung der Akzente, mehr in der Zerstörung als in der Zusammenfügung konstruktiv aufgefasster Elemente. "Steinblock", ebenfalls von Takase, zeigte vielleicht den gewaltigsten Ausbruch in dieser Richtung: hier wird akustisch zertrümmert, zerhämmert, zerklopft und zerschlagen und das solange und lautstark, bis sich der Eindruck der festen Materie atomisiert und damit in weniger als Staub verwandelt. Großartig war auch das Solostück "Sakura" der Pianistin. Hier zeigte sie sich ruhig und entspannt, gab sich weich und melodiös und verblüffte mit beinahe populär klingenden Anwandlungen, worauf die rund 100 Zuhörer begeisterten Applaus spendeten. Auf die facettenreiche, phantasievolle Darbietung von Takase folgte die langsame, zögernde, fast zaghafte Schlippenbach-Komposition "Twelve Tone Tales". Wie auch später in seinem Solo, wirkt der Berliner konstant reflektiert und arbeitet mit hoher Konzentration an exakt pointierten Effekten, die gegen die lustvolle und elegante Leichtigkeit der Japanerin immer ein wenig schwerfällig wirken. Höhepunkt des Konzertes war der gemeinsame Vortrag des Schlippenbachs Stücks "The Morlocks". Inspiriert von C.G. Wells Roman "Zeitmaschine" erzeugten die Künstler mit Metallgegenständen und Tischtennisbällen, die sie auf die Klavierssaiten legten, die aggressive, monotone Geräuschkulisse einer riesigen Fabrikhalle. Das eindrucksvolle Bühnenbild schufen auch dieses Jahr die Maler Bernd Weber und Christian Schied. Sieben quadratische Farbfelder, die einen Torbogen darstellen, sind lose miteinander verbunden und repräsentieren mit schillernden Kontrasten das Thema des Weltmusikfestivals 2008 "grenzenlos - allein zu zweit". Thomas Köthe, künstlerischer Leiter des Kulturvereins Murnau: "Der künstlerische und menschliche Austausch des Malerpaares Gabriele Münter und Wassily Kandinsky, die vor 100 Jahren nach Murnau kamen, nahmen wir zum Anlass, um mit den drei Duo-Formationen der wohl intensivsten Form der Inspiration Raum zu geben, dem Dialog." |
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24. Oktober 25. Oktober 2008 26. OktoberNguyên Lê & Dhafer YoussefWeltmusikfestival "grenzenlos" Murnau 2008 "allein zu zweit" Es gibt nur wenige Orte in Bayern, in die BR-Redakteur Roland Spiegel so gerne mit dem ü-Wagen fährt, wie nach Murnau. Spiegel: "So eine Aufnahme ist ja mit einem ziemlich hohen finanziellen Aufwand verbunden, aber was Thomas Köthe hier bietet, spielt sich alles auf einem sehr hohen Niveau ab und das finde ich einfach umwerfend." Hinzu käme, was nicht selbstverständlich ist, "dass die Künstler von Köthe, seinem Team und dem Hotel Alpenhof ausgezeichnet betreut werden." Daher sei die Atmosphäre während der Konzerte des Weltmusikfestivals "grenzenlos" spürbar locker und extrem gut, was für Spiegel wiederum bedeutet, "dass ich hier ein phantastisches Aufnahmematerial bekomme und damit viel Sendezeit." Und jetzt ein verblüffender Vergleich: Alle drei Konzerte von "grenzenlos - allein zu zweit" werden vom BR aufgenommen, aber nächste Woche, wenn auf Schloss Elmau das "European Jazztival" gegeben wird, kommt der ü-Wagen mit BR-Redakteur Roland Spiegel erst nach drei Tagen. Warum dieser Vorspann? Noch einmal Spiegel: "Es gibt keine CD von Nguyên Lê und Dhafer Youssef mit dem hier dargebotenen Programm und wenn zwei so hervorragende Musiker, die zu den besten, zeitgenössischen Avantgardisten des Jazz gehören, gemeinsam auftreten, dann muss einfach alles stimmen. "Was der 49-jährige Vietnamese und der 41-jährige Tunesier am Samstagabend vor 200 Zuschauern boten, war, mit einem Wort: gigantisch. Auf der E-Gitarre machte Lê da weiter, wo Jimmy Hendrix aufhörte. Rhythmisch, mit elektronischen Beats untermalt, brachte er seine Gitarre zum Sprechen. Die Verbindung von Instrument und Musiker nahm zuweilen, so schien es, organische Züge an und Lê ging damit weit über das gewöhnliche "Spielen" hinaus. Darunter immer diese computergesteuerten Beats, deren Lautstärke Lê rauf und runter fuhr, dass sich der Klang voluminös im Raum entfaltete oder wie ein Echo, wabbernd von links nach rechts pendelte. Hinzu kam der arabische Gesang von Dhafer Youssef, der sich mit den Klängen von Lê vermischte, wie sich das Licht der aufgehenden Morgensonne über der Wüste ausbreitet: langsam und majestätisch. Der Tunesier traf jeden Ton, die hohen und die tiefen, mit einer unwahrscheinlichen Sicherheit und Präzision und hob mit einem Griff an die Nase zu einem Gesang an, der an einen Muezzin erinnerte, der zum Gebet ruft. Wenn man sich nun fragt, worauf der Dialog der beiden Musiker abzielt, dann könnte der Eindruck entstehen, dass es sich um die Offenbarung einer neuempfundenen Spiritualität handelt. Und das obwohl oder weil beide Künstler ihre traditionellen Wurzeln in ihre Musik einfließen lassen. |
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24. Oktober 25. Oktober 26. Oktober 2008Jean Louis-Matinier & Renaud Garcia-FonsWeltmusikfestival "grenzenlos" Murnau 2008 "allein zu zweit" Das letzte der drei Konzerte des Weltmusikfestivals "grenzenlos - allein zu zweit" mit Jean-Louis Matinier (Akkordeon) und Renaud Garcia-Fons(Bass) zeigte zwei offene und experimentierfreudige Musiker. Die mitreißende Leichtigkeit des superb spielenden Matinier reichte von barocken Fugen á la Bach bis hinzu swingenden Grooves und neo-impressionistischen Innovationen. Auch überzeugte der 45-jährige Begleitmusiker der Chanson-Ikone Juliette Greco mit einfallsreichen Kompositionen, wie "Dernier Route" und "Amischa". Mit dem um ein Jahr älteren Garcia-Fons spielt Matinier bereits viele Jahre zusammen. Bei dem Franzosen mit katalanischen Wurzeln wurde der fünfsaitige Kontrabass mal zur Flamencogitarre und auch zum orientalischen Instrument. Aber die beiden Musiker verwendeten ihre Instrumente auch als Resonanzkörper für ein eindrucksvolles Percussion-Intermezzo. Das Konzert, das anfangs sehr verhalten und langsam wirkte, nahm über die Spielzeit von 90 Minuten hinweg Fahrt auf und ungefähr nach einer halben Stunde erhielten die beiden Künstler von den 200 Zuschauern Stück für Stück einen Riesenapplaus. Mit ihren ungewöhnlichen Klangeffekten und ihrer leichten, virtuos atemberaubenden Vortragsweise, überwanden die beiden Musiker stilistische Barrieren und schufen eine beruhigend harmonische und klangschöne Atmosphäre, die das Weltmusikfestival emotional äußerst wirkungsvoll abrundete. Die drei Duo-Formationen bestachen durch ihre hohe musikalische Perfektion und ihre kreativen Gestaltungsspielräume. Sie hatten gezeigt, dass es sehr viele faszinierende Möglichkeiten gibt, die künstlerischen Energien zwischen zwei Partnern zum Ausdruck zu bringen und wurden damit dem Anliegen, das Thema der 100 Jahre zurückliegenden Ankunft von Gabriele Münter und Wassily Kandinsky in Murnau kreativ umzusetzen mehr als gerecht. | |||||
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24. Oktober 2008 25. Oktober 26. OktoberAki Takase - pianoAlexander von Schlippenbach - piano |
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24. Oktober 25. Oktober 2008 26. Oktober Nguyên Lê - gitarreDhafer Youssef - oud, vocal© für alle Bilder : Christian Kolb |
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24. Oktober 25. Oktober 26. Oktober 2008Jean-Louis Matinier - accordeonRenaud Garcia-Fons - bass© für alle Bilder : Christian Kolb |
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Jabulani & Ensemble Neighbours
Thomas Köthe
Kálmán Bálogh & and The Gypsy Cimbalon Band - Ungarn
Loyko - Russland
Joe Bawelino - Gypsy Strings - Deutschland
Titi Winterstein & Ensemble - Deutschland
Paco Pena - Flamenco Nacht - Spanien
Die Stadt- und Landstreicher
Peter Oravec & Thomas Köthe
Barbara Mayr goes Brazil
Charlie Mariano & Nassim
Gerardo Núñez & Ensemble
Urs Karpatz
Feitztanz
ZHAO Ling - Anita Schmid-Egger
Paulo Alves - Estillo Livre feat. Barbara Mayr vocal
Aniello + Gennaro Desiderio
Richard Galliano
Maria João + Mario Laginha
Rabih Abou Khalil - Group
Johannes Enders - Quartet feat. Franco Ambrosetti
Blechschaden
Fanfare Ciocarlia
John Pisano, Mike Magnelli, Mundell lowe, Gene Bertoncini
Tracy Silverman & Ferdinand Försch - from Bach to Hendrix
Gonzalo Rubalcaba - piano solo
Sergio & Odair Assad - guitars
Murnauer Kammerorchester e.V. Ltg: Christoph Garbe
Murnauer Geigenmusik
Franz Floßmann Quartet
Roland Neuwirth & Extremschrammeln - Wien
Anouar Brahem Trio
Jaques Morelenbaum and The Cello Samba Trio
ZHAO Ling spielt Mozart - Klavierabend
Kálmán Balogh & The Gypsy Cimbalom Band
Titi Winterstein & Ensemble
Roland Neuwirth & Extremschrammeln
Gennaro & Aniello Desiderio - violin meets guitar
Alvaro Pierri - guitar
Jim Hall Trio
Aki Takase - piano
Alexander von Schlippenbach - piano
Nguyên Lê - gitarre
Dhafer Youssef - oud, vocal
Jean-Louis Matinier - accordeon
Renaud Garcia-Fons - bass
Roland Dyens - gitarre
Enrico Rava - trompete
Stefano Bollani - piano
Eliane Elias - piano,vocal
Marc Johnson - bass
Rubens de la Corte - gitarre
Rafael Barata - drums
Karl A. Hartmann - der innere Emigrant
Manuel Barrueco - Gitarre
Trio Rouge
Oregon
Trio Joubran - Palestine / Israel
Guinga - Brasil
Sergio & Odair Assad Family - Lebanon / Brasil